Flut im Keller und Ebbe im Portmonee

Blaue Fabrik
Foto: Una Giesecke

Die Stiftung half dem Verein blaueFABRIK nach dem Hochwasser

Eine von Kinderhand gemalte Flutmarke erinnert daran: Knietief stand 2002 ein See auf dem Grundstück Prießnitzstraße 44/48. Dort hatte die vorbei fließende Prießnitz das Gelände der Blauen Fabrik samt Keller und Heizung überflutet. Die Vereinsleute steckten Spenden, eigene Arbeit und 5000 Euro aus dem Hochwasserhilfsfond Caritas in die Installation einer neuen Holzvergaseranlage in den angemieteten Räumen. „Die Firma Hunger, ein solider, ehrlicher einheimischer Handwerksbetrieb, zeigte bei den Verzögerungen aus Geldnot volles Verständnis“, sagt Geschäftsführer Holger Knaak anerkennend. Nachdem die Stadtsparkasse und die städtischen Behörden ihre Unterstützung abgesagt hatten, sprang die Stiftung 2003 mit 8000 Euro in die Lücke, sodass im Winter Ateliers, Saal und Werkstätten wieder nutzbar waren. Insgesamt sind in den Einbau der Heizung 15000 Euro geflossen.

Sie versorgt nun von einem zentralen Platz im Keller aus das gesamte Fabrikgebäude mit Wärme. Diese wird in großen Kesseln zwischengespeichert und bei Bedarf in verschiedene Kreisläufe geleitet. So sind Saal, Erdgeschoss und Atelier getrennt beheizbar, um Holzkosten zu sparen. Die Anlage ist so konzipiert, dass Öl- oder Gasbetrieb aufrüstbar ist.

Hochs und Tiefs

So wie der Bach hinterm Grundstück auf- und abschwellt, hat auch die Künstlervereinigung Hochs und Tiefs erlebt. Gegründet 1991/92 als Szenetreff der Avantgarde um die Bildenden Künstler Thomas Haufe, Lutz Fleischer und Sigrid Walter, machte die Blaue Fabrik vier Jahre später aus finanziellen Gründen wieder dicht.

Das hinterlassene Vakuum füllten 1996 die Vereinsgründer um Hanne Wandtke – Tänzerin, Choreografin und zeitweise amtierende Direktorin der Palucca-Schule, die regelmäßig in der Galerie künstlerisch aktiv war und manches finanzielle Loch mit eigenen Mitteln gestopft hatte – und Saxofonist Hartmut Dorschner. Improvisationen in Tanz und Musik bildeten nun die Arbeits- und Aufführungsschwerpunkte. Multimedia kam 2001 mit dem bluelab hinzu, dem ersten Dresdner Interface-Labor und auch bundesweit erstem interaktiven Kunstperformance-Livestream. „Da ging die Post ab, das war Avantgarde auf hohem Niveau“, schwärmt Holger Knaak. Der Kunstförderpreis der Stadt Dresden 2005 und eine institutionelle Förderung honorierten dies.

Nach dem Rückzug des an ihre Grenzen gekommenen Vorstandes um Hartmut Dorschner und Katrin Birn-Bretschneider 2007, dem Tod des Alteigentümers 2009 und den Verkaufsplänen der Erben drohte erneut die Auflösung. 2010 übernahmen Maler Christopher H. Simpson, Posaunist Martin Schulze und Historiker Holger Knaak die Vorstandsarbeit. Ein Büro mit Öffnungszeiten entstand, Vernetzung und Organisation erhielten Kontinuität. Das Profil erweiterte sich zum kulturell-experimentellen Freiraum für zeitgenössische Kunst sowie Produktions- und Arbeitsort der ansässigen Künstler und ihrer Gäste. Des Weiteren nutzen Kulturvereine und Initiativen aus dem Stadtteil und darüber hinaus die Blaue Fabrik. Regelmäßig erklingen Jazzkonzerte und frei improvisierte, aber auch zeitgenössische komponierte Musik bis hin zu Singer/Songwriter-Auftritten. Tanz- und Ausstellungsprojekte mit bildenden Künstlern aus Dresden, Deutschland und dem Ausland finden dort eine Heimstatt.

Und wieder ändert sich die Chemie auf dem Gelände. Eine Eigentümergemeinschaft von 18 Parteien hat es 2010 übernommen und baut nun Wohnungen auf den früheren Gärten am Bach. „Wir hoffen, dass die mit der Bebauungsgenehmigung verbundenen Auflagen der Stadt zur Erhaltung und Fortführung der Blauen Fabrik und damit verbundene notwendige Sanierungsschritte, an denen sich unser Verein gern beteiligt, bald realisiert werden“, sagt Holger Knaak und ergänzt: „Und wir danken ausdrücklich der Stadt Dresden, insbesondere dem Kultur- und dem Stadtplanungsamt, für die bisherige Unterstützung und Fördermittel.“ Auch Kulturamtsleiter Manfred Wiemer betont: „Die Landeshauptstadt unterstützt die Künstlervereinigung dabei, das Haus für künstlerisch-kulturelle Zwecke offen zu halten.“

www.blauefabrik.de