Wettbewerb für eine behutsame Altbauerneuerung

Die Stiftung sensibilisierte für sozial verträgliche, denkmalgerechte und ökologische Vorgehensweisen in der Sanierung

Zweimal hat die Stiftung einen Wettbewerb für eine behutsame Altbauerneuerung durchgeführt. Dies war sinnvoll in einer Zeit, als in Dresden noch viele Sanierungsvorhaben liefen und sich von der Vorbildwirkung ausgezeichneter Projekte durchaus beeinflussen ließen.

1994 hatte die städtische Sanierungsgesellschaft Stesad der Stiftung vorgeschlagen, nach dem Vorbild Münchens mithilfe eines Fassadenpreises die Altbausanierung in der Äußeren Neustadt zu fördern. Der Vorstand erweiterte das Wettbewerbsziel um die sozialen Aspekte einer Sanierung. Es sollte nicht nur die – möglichst teuer – restaurierte Fassade prämiert werden, sondern auch das, was dahinter steckt: das Haus, der Hof, der Umgang mit den Mietern. Die Bauherren sollten zu einer sensibleren Behandlung der vorhandenen Bausubstanz und ihrer Bewohner motiviert werden. Ein derartiges Verfahren, das Anreize für eine sozial verträgliche, denkmalgerechte und ökologische Erneuerung schafft, war bisher aus anderen Städten nicht bekannt. Es nahm daher einige Zeit in Anspruch, brauchbare Kriterien zu entwickeln.

Siegerprämie, Schild und Anerkennungen

Das erste Wettbewerbsverfahren im Jahr 1997 rief die Grundstückseigentümer in einem offenen Verfahren zur Beteiligung auf. Die Auswahl aus den 18 eingereichten Projekten fiel der Jury nicht leicht. „Im Grunde hätten fast alle einen Preis verdient“, meinte Vorstandsvorsitzender Uwe Schneider. Die Jury studierte nicht nur Pläne, Beschreibungen und Fotos, sondern besichtigte auch die Häuser und Höfe persönlich.

Mit 3.500 Euro prämierte die Stiftung die privat finanzierte und in jeder Hinsicht verträglich gestaltete Sanierung des denkmalgeschützten Hauses aus der Gründerzeit am Bischofsweg 64. Der aus Hamburg stammende Grundstückseigentümer Wolfgang Wöhlert hatte die alten Holzdielen und Türen aufarbeiten und die historische Fassade und das Dach beispielhaft rekonstruieren lassen. Der Innenhof wurde gemeinsam mit den Mietern nach deren Wünschen gestaltet. In die Hälfte der Wohnungen waren die Altmieter wieder eingezogen. Ein Schild kündet seit 1998 von der Auszeichnung der Stiftung.

Anerkennungen in Höhe von jeweils 500 Euro gingen unter anderen an die Wohnprojekte Sebnitzer Straße 28 und Böhmische Straße 29/31 für deren vorbildliche Sanierungen mit hohen Anteilen an Eigenleistungen.

Zweites Verfahren 2003

Aufgrund der großen Resonanz wiederholte die Stiftung den Wettbewerb 2003. Diesmal lief er jedoch anders ab. Die Stiftungsmitglieder wählten aus den vielen ihnen bekannten anerkennenswerten Sanierungsvorhaben nach eigener Einschätzung eine Anzahl preiswürdiger Projekte aus und in einem ebenfalls aufwendigen Bewertungsverfahren den Preisträger. Mehr noch als 1997 stand der behutsame Umgang mit alter Bausubstanz und das Bewahren von Stadtteilidentität im Vordergrund.

Obwohl es im Viertel inzwischen viele sichtbare Beispiele einer bewahrenden Erneuerung von Gründerzeithäusern gab, erhielt ein Eigentümer die Auszeichnung, der sein Werk noch nicht vollendet hatte. Tischler Uwe Houfek hatte die ehemalige Glaserei Feustel in der Pulsnitzer Straße 11  nicht nur vor dem sicher erscheinenden Abbruch bewahrt, sondern sanierte sie schrittweise und denkmalgerecht. Das Grundstück wurde ihm zum Arbeits- und Wohnort – eine damals wie heute sowohl für Besitzer als auch Nutzer oder Stadtplaner durchaus vorteilhafte Verbindung, die aber immer seltener anzutreffen ist. Die Erhaltung des Dreigeschossers, der um 1860 weit vor den meisten heutigen Gebäuden in der Straße errichtet worden war, stand wie auch andere ältere und daher kleinere Häuser im Gebiet stets unter dem Druck der Verwertungsinteressen berufsmäßiger Bauentwickler. Die Auszeichnung der Stiftung, dotiert mit 2500 Euro, würdigte daher exemplarisch einen kenntnisreichen und liebevollen Dauersanierungsprozess des selbstnutzenden Eigentümers in diesem Gebäudetyp. Eine Tafel an der Fassade weist seither auf die Preisverleihung hin.